Samples der Call- and Response Gesänge stehen im Zentrum der Kompositionen, die den Hörer die Spiritualität des Candomblé in einer durch Visuals gestützten musikalischen Performance erleben lassen.
In vielen (Natur-) Religionen wird Musik als Mittel angesehen eine Verbindung zum Jenseitigen, zum Göttlichen aufzunehmen. Koro fokussiert die Verbindung zwischen musikalischen Strukturen und spirituellen Handlungsmustern des Candomblé, um ein tieferes Verständnis für musikalische Performance innerhalb eines erweiterten Musikbegriffes zu entwickeln. Die Erweiterung besteht im Zusammenspiel von artifiziell dargestellten religiösen Ritualen, improvisierter Klangkunst und konventionellen Kompositionstechniken und bietet Teilnehmern sowie Rezipienten der Performance einen interaktiven Zugang zum Verständnis für brasilianische Kultur.
Die Musik des Candomblé entfaltet ihre psychologische Wirkung innerhalb eines liturgischen Settings in Verbindung mit einem langfristig angelegten Initiationsprozess, der dazu führt, dass die gläubigen Filhas de Santo (Heiligentöchter) sich ähnlich wie im Voodoo-Kult zu den Rhythmen der Atabaque-Trommeln in Trance tanzen und schließlich zum Medium der Orixá-Götter werden. Im polytheistischen Candomblé sind die orixás Teil einer Familie. Sie erfüllen bestimmte Aufgaben wie beispielsweise die Vermittlung zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten, die Heilung von Krankheiten oder den Schutz der Taxifahrer. Ihre Verbindung zu irdischen Elementen
steht im Zusammenhang mit ihren teilweise ambivalenten Charaktereigenschaften, die durch Lendas (Legenden) tradiert werden. So wurde Oxossi, der orixá des Waldes, eine Zeit lang von Ossaim, der Göttin der Heilpflanzen, durch ihre Liebe im Wald gefangen gehalten und erfuhr
von ihr viele Geheimnisse der Natur, welche im Candomblé durch Blätter symbolisiert werden. Oxossi ist sowohl ein listiger Jäger auf der Jagd nach positiver Energie (axé), er steht jedoch auch für Gemütlichkeit und Kreativität.